Google StreetView, eine Chronologie

Google StreetView verpixelt Deutschland

  1. Recht früh regt sich in Deutschland Widerstand gegen die Darstellung der eigenen Häuserfassade durch Google StreetView.
  2. StreetView-Befürworter schimpfen auf jene, die in der Verpixelung ein letztes Mittel zur Wahrung ihrer Privatsphäre sehen.
  3. Jens Best fotografiert Häuser, die in StreetView verpixelt wurden, und stellt diese gegen den Willen / ohne das Wissen der Besitzer bei Picasa oder Google Maps ein.
  4. Unbekannte Google Fans werfen Eier auf Häuser, deren Besitzer sich für das Verpixeln entschieden haben.

Bei allen Diskussionen muss man unterscheiden: geht es um die Verpixelung des eigenen, allein genutzen oder um die eines gemeinsam bewohnten Hauses? Im ersten Fall sollte die Antwort für jeden Menschen, dem das Prinzip "Leben und leben lassen" etwas sagt, klar sein: wer sein eigenes Haus nicht bei StreetView sehen möchte, muss es verpixeln dürfen. Die politisch interessierte Blogosphäre Deutschlands kann nicht gegen Vorratsdatenspeicherung, Onlinedurchsuchung, Vermummungsverbot und so weiter auf die Barrikaden gehen und auf der anderen Seite dem Einzelnen das Recht absprechen, sein Haus aus einer Onlineapplikation heraus zu halten. Das wäre inkonsequent.

Anders ist es bei gemeinsam genutzten Gebäuden, sprich: Mehrfamilienhäusern. Hier sollte der Vermieter / Besitzer entscheiden – warum nicht basierend auf einer Abstimmung der aktuellen Mieter? Bei Eigentumswohnungen könnte ebenfalls nach demokratischem Prinzip die Mehrheit entscheiden, ob Einspruch gegen StreetView eingelegt wird oder nicht. Kommt man überhaupt nicht zu einer Einigung, muss der Status Quo beibehalten werden. Der lautet: unsere Häuserfassade bleibt aus dem Internet draußen (zumindest bei StreetView).

Dass durch eine Verpixelung einzelner Gebäude die digitale Zukunft Deutschlands verbaut wird wie es manche proklamieren, halte ich für marktschreierische Übertreibung. Google StreetView ist ein Dienst von vielen, andere werden folgen. Wenn ein Teil der Bevölkerung bei diesen Anwendungen nicht mitzieht, wird uns das nicht in die digitale Steinzeit zurückwerfen.

Viel bedrohlicher als diese kleinbürgerlichen Ängste (wie so oft aus Ignoranz geboren) ist die zunehmende staatliche Einmischung. Dort sitzt die Macht, die mit Unkenntnis und Arroganz sehr viel durch Gesetze und Verbote zerstören kann. Um das zu erkennen, muss man sich nur den Output der CSU zum Thema „Internet” ansehen.